„Schönheit und Repräsentation“ hat der Förderverein Berliner Stadtschloss seinen Entwurf überschrieben. Damit ist die Richtung schon vorgegeben: Nicht nur die Fassade, auch das Umfeld des Schlosses soll wieder barock sein, zumindest an markanten Stellen. Der oberste Schlossförderer Wilhelm von Boddien legte vor kurzem noch einmal nach: Nicht nur der Neptunbrunnen an der Südseite des Humboldtforums, nicht nur die „Rossebändiger“ auf der Lustgartenseite sollten zurückkehren, sondern die ehemalige Lustgartenterrasse mit den fünf Oranierfürsten – Bronzefiguren aus dem 19. Jahrundert, von denen nur noch eine existiert.
Boddien möchte eine Debatte anstoßen, denn das Umfeld des Schlosses gehört zum Bauprojekt. Wenn 2019 Einweihung gefeiert wird, sollen die Plätze rund ums Schloss ebenfalls fertig sein. Schlossarchitekt Franco Stella möchte den Neptunbrunnen ebenfalls wieder am Schloss sehen, auch Stiftungschef Manfred Rettig spricht sich dafür aus. „Diese Diskussionen muss die Bürgerschaft noch führen“, sagte Rettig dem Tagesspiegel.
„Eine Steinwüste“ schimpft der Förderer über die Pläne
Nebenan rund ums Rathausforum wird derzeit eine aufwändig inszenierte „Stadtdebatte“ zur Zukunft der Historischen Mitte geführt. „Ergebnisoffen“, wie Senatsbaudirektorin Regula Lüscher am Donnerstag erneut betonte. Da könnte man eigentlich das Schlossumfeld einbeziehen, zumal Kritiker der Stadtdebatte vorwerfen, die Historische Mitte räumlich viel zu eng zu fassen. Lüscher wies das weit von sich. „Die Fakten sind klar, die Bauplanung wird vorbereitet, sonst werden wir bis zur Schlosseröffnung nicht fertig.“ Im Übrigen seien Diskussionsbeiträge von Einzelpersonen „mit Zugang zu den Medien“ ganz normal.
Der Dialog ist beendet, ein Ergebnis gibt es nicht
Der Architekten- und Ingenieurverein (AIV) nutzte diese offene Flanke zur harschen Kritik: Der Dialogprozess drohe „zur Farce zu werden“. Aus den rund 3100 Beiträgen und Kommentaren lasse sich „schwerlich ein repräsentatives Meinungsbild von Berlins Bürgern“ ableiten. Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung hätte besser „Eckpunkte eines nachhaltigen Entwicklungskonzepts“ vorgelegt statt ein „kurzatmiges und kurzsichtiges Dialogverfahren zu präsentieren“, erklärte AIV-Vorstandsmitglied Harald Bodenschatz. Regula Lüscher wies die Kritik zurück. Es gehe eben gerade nicht darum Eckpunkte vorzugeben. Die Bürger einzubeziehen sei wichtig für den Prozess.
Lüscher ist mit dem Onlinedialog sehr zufrieden. Die Teilnehmer hätten relativ ausgewogen für oder gegen eine kleinteilige Bebauung votiert. Hauptkritik sei die Geschichtslosigkeit des Ortes, als große Qualität sei der öffentlich zugängliche Freiraum gelobt worden. Geschichtslos wird das Humboldtforum auf jeden Fall nicht sein, unzugänglich schon gar nicht. Schon mal zwei dicke Pluspunkte.
Am Freitag feiert das Berliner Schloss ab 12 Uhr Richtfest.