Der Brezelkäfer ist schon vorgefahren. Gleich vier Exemplare dieser bekanntesten Variante der Gattung VW Käfer parken in vorderster Reihe. Für den Steglitzer Werner Behnke ist das ein Anlass für eine Liebeserklärung. „Alles so schön rund“, schwärmt er. „Kühlerhaube, Kotflügel, Scheinwerfer. Und natürlich die ovale, in der Mitte geteilte Heckscheibe, die an eine Brezel erinnert.“ In den späten 60er Jahren fuhr der heute 63-jährige Studienrat diesen Typ. Es war sein erste Auto. Gebraucht gekauft, noch ohne Kraftstoffanzeige. Stattdessen legte er einen Hebel über dem Gaspedal um, wenn der Wagen ruckelte und den letzten Sprit schlürfte. So öffnete man den Reservetank.
Die Wiking-Story im Museum Steglitz
Das Museum Steglitz an der Drakestraße 64A zeigt eine Ausstellung über die „Wiking-Story“. Und Sammler aus ganz Deutschland pilgern hierher. Wer an den Vitrinen entlangbummelt, entdeckt Pkw, Lkw und Busse, die seit den Nachkriegsjahren durch Westdeutschland kurvten. Und erfährt, wie die Modellserien fortentwickelt wurden. Museumsleiterin Gabriele Schuster hat die Schau mithilfe einer Schar leidenschaftlicher Sammler und der Firma Wiking zusammengestellt. Wiking gehört seit 1984 dem früheren Konkurrenten Siku in Lüdenscheid, produziert heute weltweit an verschiedenen Standorten.
Die Wiking-Story begann schon 1936, aber mit Schiffen und Flugzeugen. Das hatte mit der Liebe des damals 33-jährigen Firmengründers Friedrich Karl Peltzer zur Marine und zur Luftfahrt zu tun. Peltzer und sein Modellbaumeister Alfred Kedzierski setzten auf Metallguss, gehörten aber schon Ende der 30er Jahre zu den Pionieren, die auch mit Kunststoff experimentierten. 1941 erwab das Unternehmen die gründerzeitliche Villa Unter den Eichen 101 in der Nähe des Botanischen Gartens, fortan Sitz und Produktionsort bis 1986.
Zumal die Modellbauer in Lichterfelde miniaturisierte Jungen- und Männerträume immer perfekter erfüllten: Die erste Revolution waren 1952/53 die sogenannten Rollachsen, zuvor gab es nur starre Drahtachsen. Jetzt konnte man den VW Käfer oder Opel Kapitän mit der schicken Heckflosse auch mal über den Tisch sausen lassen. Dann mussten sich die Kinder und Liebhaber noch mal sechs Jahre gedulden, bis die Fahrzeuge verglast wurden. Zuvor hatten ihre Modelle nur blinde, undurchsichtige Scheiben. Auch Traktoren oder Bagger verließen das Lichterfelder Werk, wo Friedrich Karl Peltzer bis zu seinem Tode 1981 tätig war. 1986 zog das Unternehmen zur Industriestraße in Tempelhof um, 2008 verließ es Berlin. Am einstigen Stammhaus erinnert heute eine Gedenktafel an den Wiking-Gründer, im Parterre ist Aldi eingezogen.
Die BVG-Busse von früher
Jeder kennt die Großen Gelben der BVG. Aber wie sahen eigentlich deren Vorgänger in West-Berlin aus? Museumschefin Schuster weist auf eine Wandvitrine. Da parken die verschiedenen Generationen der BVG-Doppeldecker ordentlich nebeneinander. Ganz vorne steht der elfenbeinfarbene Büssing D2U, ein Markenzeichen der BVG und der Inselstadt in den 50er und 60er Jahren, von Wiking bis 1974 hergestellt. Anfangs hatte er eine offene hintere Plattform, von der man über eine Treppe zum Oberdeck hinaufstieg. Der Schaffner saß auf keinem festen Platz, musste hin- und herlaufen. Deshalb hießen die Busse auch „Trampelwagen“.
Jetzt nimmt Gabriele Schuster noch einen VW-Bulli auf die Hand. Ein Sondermodell des legendären VW T1 Kleinbusses, extra für die Steglitzer Ausstellung hergestellt und dort zu erwerben. Das war in den 50er und 60er Jahren der führende Kleintransporter. „Zumindest im Kleinen ist unser Museum schon motorisiert“, sagt sie. An den Seiten des Busses steht: Heimatverein Steglitz.
Die Schau ist bis Sonntag im Museum Steglitz, Drakestraße 64A, zu sehen. Mittwoch bis Freitag und Sonntag, 15–18 Uhr. Tel.: 83 32 109, www.steglitz-museum.de.