Reinickendorf - Vor wenigen Wochen stellte der zuständige Tierschutz-Senator Thomas Heilmann die Eckpunkte des neuen Berliner Hundegesetzes vor. Geplant ist unter anderem, die Einrichtung von sogenannten "Hundegärten" in der ganzen Stadt voranzutreiben. Bisher gibt es solche Einrichtungen für spielfreudige Vierbeiner nur in Reinickendorf. Wie haben uns das mal aus der Nähe angesehen.
Als wir an diesem frühlingshaften Dienstagnachmittag am Steinbergpark in Wittenau ankommen, weiß Dando schnell, welchen Weg wir einschlagen müssen: Schon von Weitem hören wir freudiges Hundegebell, drei Menschen mit Hund kommen uns auf den wenigen Metern von der Rosentreterpromenade Richtung Hundegarten entgegen. Die Vorfreude am anderen Ende der Leine steigt. Und tatsächlich ist auf dem etwa 1.000 Quadratmeter großen, eingezäunten Areal, auf dem Wittenaus Hunde bereits seit einigen Jahren ohne Leine herumtollen dürfen, einiges los. Insgesamt fünf Hunde drängen sich umgehend an der Zugangspforte, um den Neuankömmling zu begrüßen. Dando ist den Umgang mit solch einer geballte „Hundemeute“ zum Glück aus der Hundeschule gewöhnt und gliedert sich recht schnell in das temporäre Rudel ein – doch etwas ängstlichere oder weniger sozialverträgliche Hunde dürften sich angesichts dieses Ansturms etwas überfordert fühlen.
Hundebesitzer bleiben auf sich allein gestellt
Damit kommen wir gleich zum ersten kleinen Minuspunkt des Hundegartens im Steinbergpark: Einen Ansprechpartner oder Hilfestellung in „kritischen“ oder fragwürdigen Situationen gibt es hier leider nicht. Die Herrchen und Frauchen sind in Bezug auf Hundeerziehung, Toleranz und Überwachung des Sozialverhaltens auf sich allein gestellt. Darf man hier sein Bällchen werfen oder nicht? Wie steht es angesichts futterneidischer Hunde mit dem Mitbringen von Leckerlies? Und sollte ein allzu dominanter Rüde besser ein paar Minuten aus dem Spiel genommen werden? Die Antworten liegen im Ermessen des jeweiligen Hundehalters – da lässt sich der ein oder andere Konflikt sicher nicht vermeiden. An diesem Nachmittag bleibt zum Glück alles ruhig und während Dando mit seinem neuen Boxer-Kumpel rauft, habe ich Zeit, mir den Hundegarten in Ruhe anzuschauen.
Wirklich groß ist das einsehbare Gelände nicht. Es gibt zwar einige freie Flächen zum Spielen, doch bewegungsfreudige Vierbeiner, die schnelle Sprints mit ihren Artgenossen lieben, stoßen hier recht schnell an den nächsten Zaun. Die fünf Hindernisse, die einen kleinen Parcours bilden und der gemeinsamen Arbeit von Hund und Herrchen dienen sollen, sind zwar in einem recht guten Zustand, doch genutzt werden sie an diesem Nachmittag kaum. Die meisten Zweibeiner stehen passiv in der Sonne, während ihre Hunde umhertollen. Lust, mit dem Hund zu arbeiten, scheint kaum jemand zu haben. Auch Dando meistert Tunnel, Schrägwand, Laufsteg, Slalom und Hürden etwas abgelenkt – zu viele Hunde wuseln parallel zwischen uns herum. Schnell lassen wir das mit dem Üben wieder sein.
Kotbeutel aber kein Wasser
Am Eingang zum Hundegarten sind auf einer Tafel fünf allgemeine Regeln zum Verhalten auf dem Areal vermerkt: Kein Hund soll einen anderen vertreiben, dauerhaftes Bellen soll vermieden werden, Hundekot ist zu entfernen – Dank des Kotbeutelspenders am Eingang kein Problem – und außerhalb des Hundegartens heißt es wieder „Leine dran!“. Darüber hinaus sollen „gefährliche Hunde“ einen Maulkorb tragen. So weit so gut. Ob Hunde beim Spielen wirklich immer „die Schnauze halten“ und ob sich ein Halter, dessen Hund „vertrieben“ wird, bei den anderen Besuchern beschweren mag, muss dahingestellt bleiben. Bei unserem Besuch haben sich Hunde und Halter miteinander arrangiert – die meisten kennen sich ohnehin aus der Nachbarschaft und man ist offensichtlich froh, wenigstens ein kleines Fleckchen zu haben, auf dem die Hunde frei herumtoben dürfen. Erfreulich ist darüber hinaus, dass auf dem Gelände weder Scherben noch Müll den Spaß verderben. Der Wassernapf am Fuße der öffentlichen Anschlagtafel, auf der Hundeschulen werben und gegen die Tierpolitik in Südosteuropa protestiert wird, ist an diesem Nachmittag allerdings nicht gefüllt.
Exakt das gleiche Bild erwartet uns auch im Hundegarten im Schäferseepark, dem zweiten von insgesamt fünf Reinickendorfer Hundegärten. Auch hier gelten die bereits bekannten allgemeinen Regeln, es gibt einige Hindernisse, die bei unserem Besuch vor allem von Kindern als Klettergerüst genutzt werden, die Herrchen plaudern und genießen die Sonne während die Hunde ihren Spaß haben oder sich zumindest im Sozialverhalten üben. Besonders groß oder spektakulär geht es hier nicht zu. Im Großen und Ganzen sind die Reinickendorfer Hundegärten einfach ein paar zusätzliche Hundefreiflächen, wie Hundehalter sie vereinzelt in der ganzen Stadt finden können. Zwar sollen sie laut zuständigem Bezirksamt ein „Forum für alle sein, die sich konstruktiv mit dem Thema Mensch und Tier beschäftigen wollen“ – an diesem Nachmittag scheint aber keiner der Besucher an einem tiefergehenden Dialog interessiert.
Wie es aussehen könnte: Der betreute Hundegarten
Ganz anders das Bild im Betreuten Hundegarten Wittenau. Hier wird deutlich, wie viel sich aus der Idee der Hundegärten machen lässt. Seit 2011 können Hundehalter und ihre Vierbeiner auf dem abwechslungsreichen Areal eine Menge lernen. Zwar ist der vom Team Joy – Zentrum für Menschen mit Hund beaufsichtigte Hundegarten nicht rund um die Uhr, sondern nur zu bestimmten Zeiten geöffnet, doch der Planungsaufwand lohnt sich: Trainer Carsten Müller und sein Team überwachen insgesamt drei Freiflächen – jeweils ein Trainings- und Spielareal für kleine und größere Hunde sowie eine weitläufige Tobefläche für alle Vierbeiner, die einfach mal richtig rennen möchten – und stehen bei allen Fragen mit Rat und Tat zur Seite. Und das Beste: Der Besuch im betreuten Hundegarten ist zu den allgemeinen Öffnungszeiten kostenlos. Wer weitergehende Erziehungshilfe braucht oder mit seinem Vierbeiner sportliche Aktivitäten wie Ongieren, Agility oder Dog Dance ausprobieren möchte, kann sich jederzeit zur Hundeschule des „Team Joy“ anmelden.
Dando findet es hier jedenfalls super: Die Spielgeräte – vom riesigen, erkletterbaren Baumstamm bis zur rollenden Tonne – sind spannend, es gibt Wasser im Überfluss und weil ein kundiger Mitarbeiter das Treiben im Hundegarten stets im Auge behält, können Hund und Halter ganz entspannt spielen, üben oder Neues lernen.
Infos zu allen Hundegärten in Reinickendorf findest du hier.
„Ich bin kein großer Freund von Hundefreilaufflächen sondern gehe mit Dando lieber im Hundeauslaufgebiet Wald spazieren. Dort können sich die Hunde auch mal aus dem Weg gehen und man kann als Hundebesitzer mehr erleben. Wenn man jedoch nicht die Möglichkeit hat, den Hund im Wald toben zu lassen, ist für Reinickendorfer ein Besuch im betreuten Hundegarten auf jeden Fall ein super Tipp. Hier können Zwei- und Vierbeiner noch was lernen und sich ganz nebenbei super auspowern.“