Der Luisenstädtische Kanal verband ab 1852 den Landwehrkanal mit der Spree in einem abgeknickten Verlauf: Wie ein geschwollenes Knie wurde an der Michaelkirche das Engelbecken angelegt, das sowohl als Markt auf dem Wasser als auch als Flanierpromenade fungieren sollte. Der Kanal sorgte für ein Aufblühen des Gewerbes.
1862 gründete Gustav Adolf Kessel eine Marmorwarenfabrik am Kanal, denn sein schweres Material ließ sich am besten auf dem Wasserwege transportieren. Vier Jahre später tat er sich mit Hermann Röhl zusammen.
Am Bauboom der rasch wachsenden Hauptstadt konnten Kessel & Röhl teilhaben und schafften 1869 schwere Maschinen an, die sie auf ihrem Werkplatz am Engelbecken, Elisabethufer 53, einsetzten. Der Werkstoff – vor allem Granit, Marmor und Kalkstein – kam aus Schweden und Norwegen. Das Unternehmen steuerte die Säulen am Post-Museum bei, den Sockel der Kriegs-Akademie Unter den Linden und Teile der Oberbaumbrücke. Die Firma stand in ihrer Selbstbeschreibung für „monumentale Arbeiten aus schwedischem Granit“.
Das Überdauern der Zeit
Am alten Kanal, seit 1926 zugeschüttet und nunmehr ein Park, steht bis heute das 1903/4 errichtete Wohnhaus mit vier Gewerbehöfen, das heute als Engelbeckenhof unter Denkmalschutz steht.
Dieser Artikel wurde uns zur Verfügung gestellt vom Berlin-Brandenburgischen Wirtschaftsarchiv (BBWA). Über viele Facetten der Wirtschafts- und Unternehmensgeschichte gibt es heute keine Unterlagen mehr. Das Wirtschaftsarchiv hat die Aufgabe, Unterlagen zur Berliner Wirtschaft zu sichern und für die Nachwelt zu erhalten. Hinweise hierzu sind herzlich willkommen.