Gastbeitrag des BBWA

Freese - ein anständiger Arbeitgeber

Der Jalousieproduzent Heinrich Freese (1853 bis 1944) stattete u.a. die preußischen Ministerien in der Wilhelmstraße aus.
Der Jalousieproduzent Heinrich Freese (1853 bis 1944) stattete u.a. die preußischen Ministerien in der Wilhelmstraße aus. Zur Foto-Galerie
Blankenburger Straße - Die Pankower Wirtschaftsgeschichte wurde vor allem durch den Großindustriellen Heinrich Freese geprägt, der sich unermüdlich für den Schutz seiner Arbeiter einsetzte.

Der 1920 geschaffene Berliner Bezirk Pankow gliedert sich in die Ortsteile Blankenburg, Blankenfelde, Buch, Buchholz, Heinersdorf, Karow sowie Niederschönhausen, Rosenthal und Wilhelmsruh, die um diese Zeit als Villenvororte bekannt waren. Mit der industriellen Randwanderung zogen auch Fabriken hierher, so etwa 1906 die große Bergmann Electricitäts-Werke AG des Unternehmers und Erfinders Sigmund Bergmann (1851–1944).

Kontor & Fabrik von Heinrich Freese, 1934 (c) BBWA

In die Blankenburger Straße 33/35 zog 1908 das Werk des führenden deutschen Jalousieproduzenten Heinrich Freese (1853–1944). Jener hatte 1879 die Berliner Filiale des Hamburger Betriebs des Vaters übernommen und kontinuierlich ausgebaut. Das Berliner Stammhaus in der Luisenstadt (Kreuzberg) war zu klein geworden – auch weil Freese die preußischen Ministerien in der Wilhelmstraße ausstatten und andere öffentliche Aufträge heranziehen konnte.

Fabrikanten-Sorgen wurden erhört

Bemerkenswert waren Freeses Bemühungen um soziale Neuerungen und Verbesserungen in seinen Fabriken. Die sozialdemokratische Zeitung „Vorwärts“ bescheinigte Freese, einer der „anständigsten Arbeitgeber“ und ein „aufgeklärter Großindustrieller“ zu sein. 1884 hatte er einen der ersten Unternehmenstarifverträge Deutschlands eingeführt. Freese hatte seine Ideen zu Arbeiterschutz, Achtstundentag und Arbeiterwohlfahrt in dem Buch „Fabrikanten-Sorgen!“ 1896 veröffentlicht. 1909 folgte „Die konstitutionelle Fabrik“, in der es um Mitbestimmung ging – bei ihm „Fabrikparlament“ genannt.

Dieser Artikel wurde uns zur Verfügung gestellt vom Berlin-Brandenburgischen Wirtschaftsarchiv (BBWA). Über viele Facetten der Wirtschafts- und Unternehmensgeschichte gibt es heute keine Unterlagen mehr. Das Wirtschaftsarchiv hat die Aufgabe, Unterlagen zur Berliner Wirtschaft zu sichern und für die Nachwelt zu erhalten. Hinweise hierzu sind herzlich willkommen.

Foto Galerie


Quelle: kompakt

Berlin-Brandenburgisches Wirtschaftsarchiv, Eichborndamm 167, 13403 Berlin

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