Gastbeitrag des BBWA

Vom Luxus- zum Massenfahrzeug

Zwei Männer arbeiten an einer Karosserie - so sah der Automobilbau nach dem 1. Weltkrieg in Wilmersdorf aus.
Zwei Männer arbeiten an einer Karosserie - so sah der Automobilbau nach dem 1. Weltkrieg in Wilmersdorf aus.
Ku’damm - Es sind erst knapp 60 Jahre vergangen, seit sich der PKW als Massentransportmittel durchgesetzt hat. Zuvor war eine noble Karosse nur für die obersten Zehntausend erschwinglich, die im Westen Berlins wohnten. Die Karosseriebetriebe ließen sich in den unbebauten Teilen Wilmersdorfs in der Nähe ihrer Kundschaft auf einer Linie westlich von Hektor- und Nestorstraße beiderseits des Kurfürstendamms nieder.    

Automobil-Ausstellungshallen und die AVUS als Versuchs- und Erprobungsstrecke entstanden noch vor 1914. Nach dem Verbot der Rüstungsproduktion 1919 suchten viele Firmen zivile Tätigkeitsfelder und fanden dabei u. a. die Herstellung von Automobilen. Große Garagenanlagen und Parkhäuser (Kantstraße 126/127) waren die angesagten Abstellplätze der neuen Statussymbole.

Automobile nach Wunsch

Die Herstellung der Fahrzeuge erfolgte wie bei Maßanzügen nach den Vorgaben der Kunden in Einzelfertigung. Auch heute noch findet man in den auf Reparaturen geschrumpften Werkstätten Blechschmiede, Schlosser, Monteure, Sattler, Lackierer und Vulkanisateure. Noch lange waren die Kfz-Handwerker in der Stellmacher- und Karosseriebauer-Innung organisiert. 1956 verzeichnete das Branchenbuch unter „Fahrzeugbauer und Karosserien“ ca. 15 Betriebe in Wilmersdorf, darunter Erdmann & Rossi in der Karlsruher Straße 19 – 22 und Friedrich Rometsch in der Nestorstraße 41, beide Lieferanten für Stars aus Kunst, Kultur und Sport.    

Dieser Artikel wurde uns zur Verfügung gestellt vom Berlin-Brandenburgischen Wirtschaftsarchiv (BBWA). Über viele Facetten der Wirtschafts- und Unternehmensgeschichte gibt es heute keine Unterlagen mehr. Das Wirtschaftsarchiv hat die Aufgabe, Unterlagen zur Berliner Wirtschaft zu sichern und für die Nachwelt zu erhalten. Hinweise hierzu sind herzlich willkommen.    


Quelle: kompakt

Berlin-Brandenburgisches Wirtschaftsarchiv, Eichborndamm 167, 13403 Berlin

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