Fest steht: Für die Bebauung des Landschaftsparks Lichterfelde-Süd wird sich die Groth Gruppe als verantwortlicher Investor ganz sicher die Rosinen aus den präsentierten Entwürfen herauspicken. Schließlich ist das Konzept von „Casanova + Hernandez Architects“ zwar als Sieger aus dem Verfahren hervorgegangen. Doch anders als bei einem echten Architektur-Wettbewerb setzte das ausgeschriebene Workshop-Verfahren von Anfang an darauf, dass der Siegerentwurf zwar als „robuste und flexible Grundlage für das weitere Planungsverfahren“ dient, man sich aber trotzdem noch Freiheiten in der tatsächlichen Realisierung herausnehmen und dabei auch auf die Ideen der anderen Wettbewerbsteilnehmer zurückgreifen kann.
So oder so liegt vor dem neuen Wohnstandort in Lichterfelde-Süd noch ein langer Weg. Zunächst muss das Land Berlin den Flächennutzungsplan ändern, im kommenden Jahr erst soll das tatsächliche Bebauungsplanverfahren anlaufen, das auf dem Vorschlag von Casanova + Hernandez beruht, und dann gibt es da ja noch die Frage der Bürgermeinung. Ein nicht ganz unerheblicher Faktor, der schon auf dem Tempelhofer Feld so manche ehrgeizigen Pläne zunichte gemacht hat. Grund zum Widerspruch gibt es bei den Plänen für das ehemalige Truppenübungsgelände „Parks Range“ in jedem Fall. Schließlich empfahl ein vom Bezirk Steglitz-Zehlendorf in Auftrag gegebenes Gutachten 2012, das 96 Hektar große ökologisch wertvolle Gebiet nur zu höchstens 27 Hektar zu bebauen. Der Rest des Geländes sollte, so die Meinung von Gutachtern und Bebauungsgegnern, als Landschaftsschutzgebiet strengen Auflagen unterstellt werden.
Die Groth Gruppe, der das Gelände seit dem Verkauf durch den Bahn-Konzern gehört, einigte sich mit dem Bezirk jedoch auf eine Bebauung von 40 Prozent der Fläche, also rund 39 Hektar. Der Status der Grünfläche im Inneren der Anlage bleibt dabei ungewiss. Sie solle soweit wie möglich zugänglich und so weit wie nötig geschützt werden, wie Stadträtin Markl-Vieto bei der Vorstellung des Siegerentwurs Ende September erklärte. Die grobe Gestalt des neuen Kiezes, dessen Verkehrsanbindung ebenfalls noch zu den strittigen Punkten gehört, steht dagegen fest: Aufgeteilt in sechs Quartiere werden wohl sechs zehngeschossige Bauten, 25 Sechsgeschosser, hauptsächlich vierstöckige Gebäude und außerdem Doppel- und Reihenhäuser entstehen. Außerdem: eine Schule, Platz für Kleingewerbe und Spielplätze. Der Anteil von Mietraum zu Wohneigentum soll bei eins zu eins liegen. Inwieweit Miet- und Kaufpreise dabei im erschwinglichen Bereich liegen, bleibt abzuwarten.
Bis zum 5. November kann man sich die Bebauungsentwürfe für den Landschaftspark Lichterfelde-Süd täglich von 8 bis 18 Uhr im 1. Stock des Rathauses Zehlendorf anschauen. Wem der Weg zu weit ist, der erhält bei uns einen ersten Eindruck.