Montagnachmittag in Friedenau. Hier treffen sich Kinder im Alter von zweieinhalb bis vier Jahren, um ihre ersten Yoga-Sessions zu erfahren. Bei gedämpftem Licht in einem warmen behaglichen Raum werden Minis für 45 Minuten in eine fremde Welt entführt. Wo sonst die Großen schwitzen, sich entspannen und meditieren, lernen die Miniyogis spielerisch die ersten Yoga-Figuren.
Die Yogalehrerin heißt Jeanette Bousset. Die gebürtige 40-jährige Berlinerin unterrichtet seit sieben Jahren Kinderyoga. Angefangen mit Meditationsschulungen in den USA fand sie ihren persönlichen Weg zu Yoga und dann schließlich zum Kinderyoga. Kinderlieb und ambitioniert liegt ihr sehr viel an der Gesundheitsförderung der Kleinsten. Der Hauptsitz ihrer Yogaschule „Yoga Mediation/ Yoga Kids & Teens“ ist in Frohnau. Durch eine befreundete Kollegin landete sie hier im Kiez. Jede Yogastunde wird von ihr leidenschaftlich, musikalisch und liebevoll unterrichtet. Kinder wie Eltern sind von dem Kinderyoga-Konzept begeistert.
Erfolg macht stolz
„Die Kinder entwickeln eine besondere Stabilität, die sie sonst im Alttag nicht finden. Auf diese verlässliche Stabilität, Ruhe und Selbstsicherheit können sie jederzeit zurückgreifen. Der Geist profitiert von der körperlichen Stabilität und die Konzentration nach innen wächst“, erklärt Bousset. Sie unterrichtete auch schon Kinder aus schwierigen Verhältnissen, die traumatische Erlebnisse hinter sich haben oder an einer Aufmerksamkeitsdefizit- / Hyperaktivitätsstörung (ADHS) leiden. „Die Erfolge sind bemerkenswert und wunderschön. Kinderyoga begeistert mich täglich immer wieder. Ich hatte verhaltensauffällige Kinder, die es schafften, zehn Minuten zu meditieren. Eine unschätzbare Leistung“, berichtet sie stolz..
Das Kinderyoga beruht auf den Elementen des klassischen Yoga, jedoch wird hier mit vielen assoziierten Bildern, Identifikationsfiguren oder Tiernamen gearbeitet. Der Bär, der Hund, die Schlange oder die Katze sind nur einige Beispiele der indischen „Gymnastik-Figuren“. Die Bewegungen werden mit Sprechversen und Gesang begleitet, während die Kinder spielerisch mit viel Spaß dabei sind. Eine Yogastunde beinhaltet kraftvolle Übungen, um aufgestaute Aggression durch Atmung und Bewegung abzubauen, aber natürlich auch Entspannungsübungen und Fantasiereisen zur Förderung der Konzentrations- und Wahrnehmungsfähigkeit. Kleine Traumreisen mit „Igelbällen“ lassen die Minis zur Ruhe kommen, während aktive Rollenspiele den Zusammenhalt in der Gruppe stärken. Soziale wie emotionale Kompetenzen der Kinder werden spielerisch gefördert.
Jedes Kind ist stolz, seine eigene Matte zu besitzen. Je nach Tagesform wird bei den Übungen mitgemacht oder auch einfach nur zugeschaut. Alles ganz entspannt und ohne Zwang. Es geht in erster Linie um Spaß, während die Disziplin leise im Hintergrund mitschwingt.