2008 startete Zalando als Berliner Start-up, heute wächst und gedeiht das Unternehmen derart, dass ein weiterer Standort laut Zalando-Sprecherin Nadine Przybilski notwendig wurde. Demnach gibt es aktuell mehr als 5500 Mitarbeiter – Tendenz steigend. So steht nun fest: der Onlineriese wird neuer Mieter, und zwar im neuen Projekt Cuvry Campus, bestätigt Przybilski. Dieser entsteht auf einem Grundstück, das in der Vergangenheit schon mehrfach bebaut werden sollte, unter anderem sollten hier Wohnraum und ein Einkaufszentrum entstehen.
34.000 Quadratmeter Bürofläche wird Zalando dort anmieten und wird wohl alleiniger Büromieter. Laut Projektplan sollen neben der Bürofläche auch Gastronomie, Einzelhandel und kleine Dienstleister mit in den Cuvry Campus ziehen. „Die ersten Mitarbeiter können voraussichtlich Ende 2019 einziehen“, sagt die Sprecherin weiter gegenüber QIEZ. Welche Abteilungen zukünftig von Kreuzberg aus arbeiten werden, sei aber noch nicht sicher.
Location, Location, Location
Die Wahl auf den Standort Cuvry-Brache fiel mitunter wegen der guten Lage: „Der Cuvry Campus liegt im Herzen von Berlin und das ist uns wichtig, damit unsere Mitarbeiter ihre Arbeitsstätte auch gut erreichen und Angebote für die Mittagspause vorfinden“, erklärt Przybilski. Auch ist die Zalando Zentrale neben der Mercedes-Benz-Arena fußläufig in nur zehn Minuten zu erreichen. Sie ist Herzstück des ähnlich klingenden Projekts Zalando Campus, das bereits seit November 2015 in der Mache ist.
Dazu gehören verschiedene Gebäude, wie das derzeitige Head-Quartier in der Tamara-Danz-Straße (nähe East Side Gallery) sowie Büro-Plätze in der Valeska-Gert-Straße. Im Zalando Campus sollen Przybilski zufolge 5000 Mitarbeiter Platz haben und ein Einzug ist Ende 2018 vorgesehen. „So ist heute schon klar, dass der Platz nicht ausreicht“, sagt Przybilski. Schließlich gebe es bereits in diesem Jahr den Plan 2000 neue Stellen zu schaffen und davon 1000 allein in Berlin.
Durch die nähere Anbindung erhofft sich das Unternehmen einen besseren Austausch. Denn im Moment gibt es auch weitere Büros in der Nähe vom Ostkreuz oder gegenüber dem Soho House in Mitte. „Für Projekte ist es nur förderlich, sich auch persönlich sehen zu können“, erläutert Przybilski weiter.
Gelände als Kampfansage gegen die Gentrifzierung
Seit den 90ern gibt es Baupläne für das Cuvry-Gelände. So war damals ein Einkaufszentrum geplant, es folgten Ankündigungen für ein 5-Sterne-Hotel und auch das Yaam nutzte das Gelände bis 1998. Als Letztes sollten dort die sogenannten Cuvry Höfe entstehen mit Luxus-Wohnungen. Aber nicht nur große Pläne, sondern auch der Protest gegen Investorenvorhaben wurde an diesem Ort immer wieder laut. So tummelten sich Rucksacktouristen, Aussteiger, Wanderarbeiter oder auch Obdachlose mitten im Kiez mit einem Zelt-Camp. Dieses brannte 2014 ab und der Eigentümer und Projektentwickler Artur Süßkind ließ das Gelände räumen. Dazu verschwanden hier auch die berühmten Graffiti-Männchen, die noch durch eine Petition gerettet werden sollten.
Es ist also fraglich, ob wirklich Menschen vor Glück schreien werden, wie in der bekannten Werbekampagne des Onlinehändlers Zalando. Vielmehr sind Bedenken von Kiezbewohnern zu erwarten. Gegenüber dem Tagesspiegel äußerte Florian Schmidt (Grüne), Baustadtrat von Friedrichshain-Kreuzberg: „Große internationale Konzerne mit kreativen Mitarbeitern suchen den Kiez mit Szeneflair – durch ihr massives Auftreten drohen sie jedoch die Kiezstrukturen zu zerstören„.
Sprecherin Przybilski bestätigte, dass man bei Zalando über die Vorgeschichte des Geländes Bescheid wisse. Ihr zufolge will der Bauherr den öffentlichen Zugang zur Spree offen lassen und es soll einen Kieztreff geben. Wie der genau aussieht, ist unklar. Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung konnten wir die Bauherrn des Cuvry Campus nicht erreichen.