- Donnerstag, 16. April 2015
Bürgergespräch zum Hundeverbot
Die Schlacht um den Schlachtensee
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Die Bürgerinitiative "Berliner Schnauzen" rief vor der Diskussionsveranstaltung zu einer Demonstration auf. Foto: externe Quelle - ©Stefan Wieseler
Grunewald - Das größte Hundeauslaufgebiet Europas wird am 15. Mai von 753 auf 723 Hektar verkleinert. An den Ufern von Schlachtensee, Krumme Lanke und Riemeisterfenn sind Hunde künftig verboten. Bei einem Bürgergespräch am 15. April sollten Anwohner und Hundehalter über die Neuregelungen in Kenntnis gesetzt werden. Ein echter Dialog kam dabei leider nicht zustande - den erhitzten Gemütern und einem rigorosen Auftreten der zuständigen Stadträtin Christa Markl-Vieto sei Dank.
Viel Geknurre im Audimax
Dass die angespannte und zum Teil recht aggressive Stimmung im Saal überhaupt in einigermaßen gesittete Bahnen gelenkt werden konnte, ist dabei allein dem sehr kompetenten Organisationsteam zu verdanken. Mit Verweis auf die immer wieder eingeblendeten Gesprächsregeln schaffte man es tatsächlich, alle Podiumsgäste - Bezirkspolitiker und Beschlussverantwortliche "gegen" Melanie Knies ("Berlin mit Hund") und Gisela Düllberg (Bügerinitiative "Berliner Schnauze") als Vertreter der Hundehalter - zu Wort kommen zu lassen und dafür zu sorgen, dass verschiedene Stimmen im Saal gehört wurden. Das Ausschalten von Mikrofonen und Besucher, die wahlweise aufgebracht den Saal verließen oder dazu ansetzten, das Podium zu stürmen, müssen dabei wohl als Kollateralschäden verbucht werden.
Am Ende bleibt festzuhalten, dass sich das Argument einer reinen "Alibiveranstaltung" nicht von der Hand weisen lässt. Denn wie auch immer man zum generellen Hundeverbot an Schlachtensee und Krumme Lanke stehen mag, die Hundehalter werden mit dem Bewusstsein in die anstehende zweijährige "Testphase" entlassen, dass ihre Stimme am Seeufer ungehört verhallt ist. Ob man einen Kompromiss tatsächlich hätte finden können (etwa durch mehr Mülleimer oder verstärkte Bemühungen zur Einhaltung des Leinenzwangs), ist fraglich. Ein einvernehmlicher Versuch und ein Bürgergepräch noch im Jahr 2014 hätte sicher zu einer etwas befriedeteren Lage am Seeufer beigetragen. So bleibt am Ende viel Frust auf der einen Seite und eine gewisse Überheblichkeit bei der Steglitz-Zehlendorfer Anwohnerschaft festzuhalten.
"Ich persönlich bin mit meinem Hund nie am Schlachtensee unterwegs. Dort ist mir gerade im Sommer das Gezanke zwischen Hundehaltern und Nicht-Hundehaltern viel zu anstrengend. Auch kann ich einige Argumente etwa in punkto Umweltschutz total nachvollziehen. Und doch bleibt hier irgendwie ein ungutes Gefühl zurück. Etwa weil es am Schlachtensee nicht eine einzige Toilettenanlage gibt. Davon auszugehen, dass im Sommer nur die Hunde für Unrat im Wasser sorgen, ist also ganz schön einseitig. Außerdem war vor allem ein Gedanke von Hundehalterin Melanie Knies ziemlich treffend: Als Hundehalter zahlen wir viele Steuern. Es wäre schön, wenn man für die zwei Jahre, in denen 'uns' nun etwas weggenommen wird, auch mal etwas Neues geben würde - noch mehr sinnvoll aufgestellte Hundebeutelspender etwa, oder mehr Auslaufflächen im Osten der Stadt. Und dass der Grunewaldsee - der ohnehin schwer mit den Öffentlichen zu erreichen und auch deswegen weniger von Familien aus der Stadt aufgesucht wird - als stinkendes, gefährliches Gewässer dargestellt wird, das den Hundehaltern 'geopfert" wurde, darüber muss ich einfach nur schmunzeln."
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