QIEZ-Blogger Prenzlberger Ansichten

Fast keine Kriegslücken mehr im Kollwitzkiez

Seit 1996 schreibt Stadtführer und Autor Rolf Gänsrich für die Prenzlberger Ansichten. Diesmal hat er einen Kiezspaziergang rund um den Kollwitzplatz gemacht, um festzustellen, dass eigentlich nichts mehr ist, wie es mal war ...

In der Straßburger Straße sind neue Tiefgaragen unter der ehemaligen Königstadtbrauerei realisiert worden. Anwohner erklärten mir, dass diese aber nicht öffentlich, sondern nur für Gewerbetreibende der Umgebung seien. Einer von vielen Kreuzungsumbauten ist an der Ecke Saarbrücker Straße zu beobachten. Bis zur Metzer Straße sind die Fassaden der Häuser in der Straßburger Straße saniert – leider oft mit zu viel Eifer. So sahen die Gebäude früher nie aus. Die Einheitsfarbe war damals ein leichter Gelbton, den man bereits dem Putz der Fassaden beimischte. Eines der letzten nicht sanierten Häuser im Kiez ist die Hausnummer 21! Schauen Sie sich das mal an! So sah es vor zwanzig Jahren überall in Prenzlauer Berg aus.

Letzte Kriegslücken geschlossen

Dahinter bis zur Belforter Straße befinden sich in einer großen Kriegslücke Q3A-Plattenbauten aus den späten 50er, frühen 60er-Jahren. In der Belforter Straße 28 steht auch noch ein Haus im Nachkriegszustand, das sichtbare Kriegsschäden aufweist; Grundschüler bezeichnen es als „Geisterhaus“. Und in der Kollwitzstraße 20 wird gerade eine der letzten Kriegslücken geschlossen.

Läuft man in der Schönhauser Allee vorbei an „Ziervogel’s Kult Curry“ Richtung Norden, kommt man zum Jüdischen Friedhof. Der Naturschutzbund Deutschland e.V. (NABU) erklärte auf Anfrage, dass auf allen Friedhöfen in der Berliner Innenstadt mit altem Baumbestand Greifvögel nisten würden. Auch sehr viele Waldvögel seien hier zu Hause. Um diese Arten in Ruhe zu lassen und um zu vermeiden, dass ganze Heerscharen von Schaulustigen die Brutstätten angucken kommen, soll hierauf aber nicht weiter eingegangen werden.

Prenzlauer Alle-Mieten so hoch wie in Wilmersdorf

In der Sredzkistraße sind andauernd irgendwelche anderen Abschnitte der Straße gesperrt. Die hier stehenden Pappeln halten ihr grünes Laub im Herbst übrigens länger als alle anderen Bäume. In der Sredzkistraße hat sich noch ein richtiger Schuster, der Reparaturarbeiten ausführt, halten können. Das Haus mit der Nr. 44 ist das dritte noch unsanierte Gebäude im Kiez.

Die Ecke zur Kollwitzstraße ist umgebaut, lässt weniger Verkehr – und auch Lieferanten – durch. An der Rykestraße wird eine Kriegslücke geschlossen und an der Ecke Prenzlauer Allee entsteht ein Ärztehaus-Neubau. Wussten Sie schon, dass das Mietniveau in der Prenzlauer Allee im Berliner Vergleich mit am höchsten ist und wohl denselben Stand wie in gewissen Ecken Wilmersdorfs erreicht hat?

Proteste aus der Belforter Straße

Das BAT-Studiotheater in der Belforter will mit „Spart uns nicht weg!“-Plakaten auf die finanziell angespannte Lage aufmerksam machen. Belforter, Ecke Prenzlauer hat sich dann noch ein Laden niedergelassen, der in riesigen Plastik- und Glasbehältern „Sportlernahrung“ verkauft, die an Smarties erinnern. Hektoliterweise bunte Pillen!

In der Metzer Straße gibt es einen riesigen Hof zu entdecken, der sich bis zur Belforter hinüber zieht: Hier spielen kleine Kinder in großen Sandkästen. Und in der Schönhauser, kurz vor der Torstraße, kann man, ebenfalls in einer Kriegslücke, eine „Installation“ entdecken, eine hippe neue Galerie mit viel Ausstellungsfläche.

Noch ein Relikt aus alten Zeiten: Früher waren diese Läden, die so halb im Keller lagen, überall, heute bilden sie die Ausnahme. Perfekt für Gemüsehändler, die ihre Waren sowieso feucht und kühl lagern mussten. Sonst eher unpraktisch, im Winter schwer zu heizen und entsprechend preiswert zu mieten. Auch Schuster und Kohlenhändler hatten solche Läden. Eines der letzten Überbleibsel dieser Art findet man in der Metzer Straße zur Straßburger Straße hin.

Die nächsten Termine für Führungen mit Rolf Gänsrich:
17. und 24.November um 14 Uhr vor dem Café Simla (Knaackstr / Danziger) – Dauer ca. 1 ½ h – Titel: „Käthe Kollwitz“ einschließlich ZK-Fuhrpark
10.November Treffpunkt 14 Uhr vor der Meldestelle (Pappelallee / Danziger) – Titel: „Mauerspechte“

Alle Touren gegen „Spende in den Hut“.

Dieser Text entstand in Kooperation mit der Kiezzeitung: Prenzlberger Ansichten


Quelle: Prenzlberger Ansichten

Fast keine Kriegslücken mehr im Kollwitzkiez, Kollwitzstraße 60, 10435 Berlin

Weitere Artikel zum Thema