Das Café November war ohne Frage eine Institution im Kollwitzkiez. 30 Jahre lang traf sich hier die Nachbarschaft auf Hausmannskost, Kaffee oder ein Bier in gemütlicher, unprätentiöser Atmosphäre. Auch wenn es schade ist, dass diese Ära nun ihr Ende gefunden hat, sind wir persönlich schon Fans vom neuen November-Konzept. Hier sind nämlich echte Profis am Werk: die The Catch Family, die bereits 2019 die gleichnamige Sushi-Bar in Charlottenburg eröffnet hat. Die Gruppe, die auch vier Restaurants in Riga betreibt, hat das alte Kneipen-Café in eine moderne, japanische Brasserie verwandelt. Die Holzböden sind abgezogen, die Wandpaneele wurden weiß lackiert, die Deko ist minimalistisch und das Interior zeigt sich im Bauhaus-Stil. Kaum etwas erinnert an den Vorgänger – außer das Schnitzel, das als Hommage noch auf der Karte ist.
Eine Eichenholzbar, an der Sushi-Chef Ruslan Kim perfekte Nigiris, Sashimi, Carpaccio und Tatar aus hochwertigem Fisch zubereitet, ist das Herzstück des Raumes. Der gebürtige Koreaner ist in der Ukraine aufgewachsen und seit 20 Jahren Sushi-Chef. Das Team hier spricht fast nur Englisch, aber nicht aus den üblichen Hipster-Gründen: Der Restaurantmanager Artiom Gudinskiy, der uns sehr freundlich in Empfang nimmt, stammt gebürtig aus Minsk. Wegen der politischen Unruhen verließ Gudinskiy 2020 seine belarussische Heimat und emigrierte in die Ukraine, aus der er nach Kriegsausbruch nun ebenfalls fliehen musste. Dieses Schicksal teilen die Küchenchefin Hanna Papruha und Barchef Vasily Sapunkov mit dem Restaurantmanager. Ab sofort beweisen sie uns gemeinsam im November ihr beachtliches Können.
Barchef Vasily zaubert uns zwei köstliche Cocktails: Einen fruchtig-erfrischenden Ichigo Americano mit Campari, Vermouth und Erdbeere-Soda (9 Euro) und einen köstlich-herben Lychee Gimlet mit Gin, Lychee, Cordial und Yuzu Bitter (11 Euro). Auf Empfehlung des ebenfalls aus der Ukraine stammenden Kellners bestellen wir alles, was roh ist. Dafür sind die Catch-Macher schließlich berühmt. Aufgetischt werden uns ein butterzartes Lachs Tataki mit Zitrus-Ponzu, eingelegtem Daikon und Kräutern (16 Euro) sowie ein fettreiches – im besten Sinne – Thunfisch Sashimi mit Avocado Creme, Crunchy Kataifi (wow!) und Ponzu Sauce (18 Euro). Das Highlight ist aber auf jeden Fall die ganze Dorade, die mit einer Zitrus-Sauce sowie Yuzu daherkommt (23 Euro) und bereits im Sashimi-Style tranchiert ist. Abgerundet wird das Ganze von einem Kohlrabi-Salat mit Avocadomus, duftenden Kräutern, Haselnüssen und Limette (12 Euro). Dazu gönnen wir uns Naturweine (7 bis 13 Euro pro Glas). Es werden auch warme Hauptspeisen wie Entenbrust, Shiitakepilze oder Steinbutt angeboten (13 bis 27 Euro), denen wir uns beim nächsten Besuch widmen.
Auch wenn wir schon satt sind, lassen wir uns die beiden Desserts natürlich nicht entgehen. Der Schokoladen-Yuzu-Kuchen (7 Euro) ist mächtig, erhält aber durch das Yuzu eine angenehme Frische. Ein Muss für Schoko-Fans! Die Passionsfruchtcreme (6 Euro) ist perfekt für alle, die etwas Fruchtig-Leichtes suchen. Übrigens: Am Wochenende gibt es sogar einen Brunch!
Fazit: Das edle, minimalistische Ambiente lässt Design-Fan-Herzen höherschlagen und die ausgezeichnete Produktqualität rechtfertigt die gehobenen Preise. Wer guten Fisch zu schätzen weiß, für den ist das neue November ein Must-Go. Die grüne Terrasse in der ruhigen Husemannstraße mit ihren schönen Altbauten ist der perfekte Ort zum Verweilen. Hier kannst du die letzten warmen Nächte draußen genießen und falls es zu kühl wird, hält das Team schon Decken parat.